Meri Gorni
Meri Gorni lebt und arbeitet in Paderno Dugnano.
Sie studierte Philosophie an der Staatlichen Universität von Mailand. Meri Gorni schreibt und zeichnet. Wenn sie schreibt, spricht sie über Malerei und Bilder.
In ihren Zeichnungen, Fotografien und Videos gibt es immer ein Wort, einen Satz, ein Konzept, das mit dem Lesen und dem Schreiben verbunden ist, denn Zeichnen und Schreiben haben für sie die gleiche Wurzel. Seit mehr als zwanzig Jahren baut sie ein visuelles Vokabular auf, in dem jedes Wort mit einem Video korrespondiert.
Publikationen: Cinquantanove ricette d'autore, Edizioni L'Obliquo Brescia 2000; Incontro con artisti e poeti, Il Ramo d'oro Trieste 2002; Libro, Artandgallery, Milan 2004; A mio padre, Campanotto Editore, 2009; Ti mando, come promesso, il mio ritratto, Archivio di Nuova Scrittura, Milan 2009; Trilogia dell'attesa, Manni Editore, 2012; Come promesso, Corraini Edizioni, 2013; A tavola, sedizioni editore, 2015; Debito d'amore, Campanotto Editore, 2017; Esercizi del vedere, Corraini Editore, 2019.
Aufenthalt
03.07. - 25.09.2023
Kontakt
Meri Gorni und Eva Taylor
Meri Gorni und Eva Taylor
Nella vigna del testo / Im Weinberg des Textes
In den letzten drei Monaten haben sich zwei Künstlerinnen und Autorinnen die Casa Atelier geteilt, und so stelle ich Ihnen nun beide kurz vor:
Meri Gorni hat Philosophie studiert. In Paderno Dugnano, Mailand, zeichnet, schreibt, fotografiert und filmt sie. Zeichnen und Schreiben haben für sie die gleiche Wurzel. Seit mehr als zwanzig Jahren arbeitet sie an einem visuellen Wörterbuch, in dem jedes Wort mit einem Videofilm verbunden ist. Ihre Künstlerbücher und Ausstellungen zeigt sie weltweit. Als Autorin und Künstlerin hat sie zahlreiche Bücher publiziert oder als Unikate hergestellt. Veröffentlicht sind z. B. A tavola (Sedizioni, 2015) oder Debito d’amore (Campanotto Editore, 2017).
Eva Taylor schreibt Lyrik und Prosa auf Deutsch und Italienisch und unterrichtet deutsche Sprache und Übersetzen an der Universität von Bologna. Sie lebt in Florenz und auch in Deutschland. Ihr erster Gedichtband erschien 2006 auf Italienisch, L’igiene della bocca (Edizioni L’Obliquo). 2015 erschien ihr Prosaband Carta da zucchero bei Fernandel, der zuerst in der italienischen und dann in der deutschen Version ausgezeichnet wurde. Eva Taylor ist auch als Übersetzerin tätig, und zwar in beide Richtungen, aus dem Italienischen ins Deutsche und aus dem Deutschen ins Italienische.
Das Thema der Zweisprachigkeit durchzieht Eva Taylors wissenschaftliche wie auch ihre kreative Arbeit. In Bedigliora forschte sie zur deutschen Kunsthistorikerin, Autorin und Übersetzerin Hanna Kiel, die 1989 im hohen Alter von 95 Jahren verstorben ist. Sie wird gleich selbst mehr über Hanna Kiel und auch über deren Bezug zur Schweiz erzählen.
Meri Gorni kam nach Bedigliora mit einer präzisen Fragestellung. Sie wollte wissen, was ein Ortswechsel auslöst und wie der neue Aufenthaltsort das künstlerische Schaffen beeinflusst. Und tatsächlich fühlte sie sich in positivem Sinn aus der Bahn geworfen. Normalerweise arbeitet sie in Schwarz-Weiss, in Bedigliora hat sie sich ins Abenteuer der Farbe gestürzt und an Aquarelle gewagt. Angefangen hat sie mit farbigen Blättern, die für sie wie Buchstaben eines neuen Alphabets waren. Aus der Farbe entwickelten sich die Formen der Bäume um sie herum. An den Bäumen, die sie in Mailand nicht sieht, fasziniert sie die ruhige Kraft. Ausserdem hat sie entdeckt, dass es Bäume nicht nur als Einzelwesen gibt, sondern dass sie auch Kollektive bilden, dass sie untereinander und mit anderen Lebewesen kommunizieren. Meri Gorni wäre nicht Meri Gorni, wenn sie nicht auch in Bedigliora mehrere Bücher geschaffen hätte. Ein Leporello zeigt in der Mitte einen umgestürzten Stuhl: etwas ist passiert, was einen Menschen grundlegend erschüttert hat – die Natur aber existiert unerschütterlich weiter.
Heute sind auch noch andere Künstlerinnen und Autoren da, für die die Casa Atelier zu einem wichtigen Ort geworden ist: Die holländische Künstlerin teja van hoften war vom September bis Dezember 2010 in der Casa Atelier. In dieser Zeit hat sie einen Blog geschrieben, den sie mit Fotos als Broschüre herausgegeben hat: «alle tijd». Teja hat sich vorgenommen von ihrem Zuhause im Süden von Holland, Burgh-Haamstede, in Etappen zu Fuss nach Bedigliora zu gehen. Vom 9. Bis am 20. September wanderte sie mit ihrem Mann Marinus van Dijke die letzte Etappe von Meiringen bis Bedigliora. Auch zu dieser Fussreise wird sie ein Buch gestalten, dass sie uns im nächsten Jahr zeigen wird.
Nun hören wir zuerst eine kurze Präsentation von Eva Taylor zu Hanna Kiel, dann haben wir die Gelegenheit, die Ausstellung von Meri Gorni anzusehen, und schliesslich treffen wir uns im Garten, wo Meri Gorni und der italienisch-schweizerische Dichter Massimo Daviddi einige Gedichte vorlesen werden.
Eva Taylor und Meri Gorni haben Bedigliora als Ort für ihr Schaffen entdeckt. Das Dorf und die Casa Atelier schreiben sich ein, werden wichtig als Raum, wo etwas entsteht, als Ort der Sehnsucht und auf beglückende Weise für viele hier Anwesende auch als ein Ort des Wiederkehrens.
Ruth Gantert, Bedigliora, 23. 9. 2023