Maja Andrey

Maja Andrey studierte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst und an der F+F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich. Sie besuchte das Creative Art Forum, Kunstschule und Akademie in Lenzburg, und bildete sich zur Kunstlehrerin aus. Nach Aufenthalten in Italien, Indien, Thailand, São Tomé lebt sie freischaffend in Tuttwil (TG).

Aufenthalt

01.07. - 30.09.2010

Maja Andrey, 2010

Einführung zur Ausstellung

Wir stehen inmitten der Arbeiten, die Maja Andrey in den letzten drei Monaten hier gemacht hat. Ich habe sie gefragt, wie sie darauf kam, künstlerisch zu arbeiten. Sie sei in einer Familie aufgewachsen, in der kreatives Gestalten und Tun immer da war. In der Bähnler-Familie hat Maja Andreys Mutter  mit dem, was gerade vorhanden war – Pflanzen, Holz, Blumen – gestaltet und ihre sechs Kinder motiviert, das auch zu tun.

Maja Andrey hat mit ihrem Mann Alain einen Adoptivsohn und zwei Pflegekinder betreut. Sie hat auch in dieser Zeit «gebastelt», wie sie sagt. Sie hat Collagen gemacht mit selber gefärbten Papieren. Die Collagen wurden mit der Zeit räumlich durch eingefügten Stoff, Pflanzenteile oder Holz. Die Künstlerin begann auch, vermehrt mit Holz zu arbeiten.

Sie hatte dann das Bedürfnis, zu lernen und auszutauschen. Sie hat Kurse an der Hochschule für Gestaltung in Zürich besucht: «Textiles Gestalten», «Experimentelles zwei- und dreidimensionales Gestalten» bei Eveline Kägi, «Kinetik» - wo es um Bewegung und Luft ging.

Maja Andrey hat die F+F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich besucht. Mit Emil Schwarz in Lenzburg hat sie drei Jahre lang jeweils einen Tag in der Woche gearbeitet.

Für die Künstlerin ist das Wort, sind Texte immer wichtig. Sie nimmt sie als Ausgangspunkt für ihre Arbeit. Manchmal schreibt sie selbst. Manchmal nimmt sie Texte, die sie findet, gelesen hat und die ihr gefallen.

Für ihre Zeit in Bedigliora hat sie sich «Nacht» vorgenommen. Einige Nächte ist sie auf dem kleinen Balkon gesessen und hat geschaut und gehorcht. Es war still und dunkel. Nichts passierte, was sie zu einer Arbeit angeregt hätte. Die Stille aber hat sie durch die drei Monate hier begleitet. Sie hat sich dann für «Dämmerung» entschieden: Tag, Dämmerung, Nacht.

Mit feinem Draht  hat sie zu diesem Thema gearbeitet. Sie hat eine Familie entdeckt im Entlebuch, die farbigen Draht für die Chip-Herstellung fabriziert, viele schöne Farben. Damit strickt sie. Manchmal fädelt sie Glasperlen, Pailletten, Glitzersteine in den Drahtstrick.

Beim Stricken mit dem Draht bewegt sich die Linie fliessend weiter, es ist wie schreiben. Die Langsamkeit dabei gefällt Maja Andrey.

Sie hat auch mit Tusch auf Seidenpapier gemalt. Das weisse Seidenpapier für den Tag, die Tusche für die Nacht.

Maja Andrey hat die Ruhe und Stille hier in der Casa Atelier Bedigliora sehr genossen. Vor zwei Jahren, als wir uns bei einem Gespräch zum Atelier-Stipendium kennen lernten, war sie unsicher, ob sie gut und gerne alleine sein können werde. Sie hatte noch nie längere Zeit alleine gelebt. Jetzt freut sie sich darauf, den Alltag wieder mit ihrem Mann zu teilen – aber sie möchte sich das Allein-Sein immer wieder einrichten.

Anna Barbara Züst, 25.09.2010