Hildegard Schuler (2023 verstorben)

Hildegard Schuler lebt in Adliswil. Nebst ihrer Teilzeitarbeit in der Spedition des Tages-Anzeigers besuchte sie Kurse in Zeichnen, Malen und plastischem Gestalten.

Fotos der Ausstellung (© Bruno & Eric Bührer)

Aufenthalt

01.01. - 31.03.2009

Hildegard Schuler, Schneeskulpturen, Bedigliora, 2009

Einführung zur Ausstellung

Hildegard Schuler hat schon als Kind immer gerne gezeichnet und gemalt. Sie wollte damals  in diesem Bereich etwas lernen und zu ihrem Beruf machen. Ihr Vater tat das ab, das sei nichts Gescheites, das sei etwas für Kinder. Sie solle rechnen lernen. In ihrer knappen und trockenen Art  sagte sie mir, Rechnen habe sie schon damals gut gekonnt. Hildegard Schuler hat dann lange nicht mehr ans Zeichnen gedacht, sie hat es «auf die Seite getan».

Viel später, als sie eine erwachsene verheiratete Frau war, gab  es in  ihrer Nachbarschaft  einen Zeichenlehrer, der Kurse erteilte. Hildegard Schuler besuchte verschiedene Kurse bei ihm und war begeistert. Sie entdeckte, dass sie in Kursen etwas von der verpassten Ausbildung nachholen konnte. Heute ist sie froh, dass sie mit der künstlerischen Arbeit wieder angefangen hat und auch, dass sie seither immer weiter gemacht hat. Sie ist den LehrerInnen dankbar, die ihr Kenntnisse und Techniken, aber auch ihre eigene Liebe zur Sache vermittelt haben.

Hildegard Schuler lebt mit ihrem Mann und ihrem Hund in Adliswil. Als Brotberuf arbeitet sie 50% nachts in der Spedition des Tages-Anzeigers. So hat sie  Zeit und Raum für das Gestalten.

Hildegard Schuler hat auch verschiedene Kurse «Plastisches Gestalten» bei Anna-Maria Bauer an der Zürcher Hochschule der Künste besucht. Dort hat sie von der FCAB erfahren und sich für einen Atelieraufenthalt hier  beworben.

Hildegard Schuler hat sich vorgestellt, am Anfang ihrer Zeit in Bedigliora in der Umgebung des Ateliers, in der Natur  Gegenstände zu finden, die sie zu Arbeiten anregen. Aber es lag überall Schnee, einfach überall Schnee. Hildegard Schuler war irritiert und verunsichert. Wie konnte sie nun vorgehen? 

Die Mauer beim Dorfplatz hat ihr gefallen, sie hat Fotos gemacht und Frottagen von der Mauer. Eines Tages, auf einem Spaziergang, fielen ihr plötzlich die Schneeklumpen am Strassenrand auf. Es hatte viel geschneit, dann viel geregnet und darauf kam der Frost. Das ergab besondere Formen aus Schnee, Schmutz und Eis. Hildegard Schuler war fasziniert von diesen Formen – und hatte hier ein Stück Natur gefunden. Damit wollte sie arbeiten.

Sie hat Kreidezeichnungen gemacht von den Schneeklumpen. Mit Ton, mit Papier, mit Wachs hat sie  Objekte geschaffen. Die Künstlerin hat auch Acrylbilder gemalt angeregt von den Schneeklumpen, aber auch von der Mauer des Dorfplatzes, wo sie von den vielen verschiedenen Farben im Grau fasziniert war.

Nun kommt langsam  der Frühling. Ich bin fasziniert von den verschiedenen Arbeiten, die Hildegard Schuler - angeregt von den Schneebrocken - uns heute hier präsentiert.

 

Anna Barbara Züst, 21. März 2009