Krista Pfister Kron

Krista Pfister Kron wurde 1946 in Schwarzenberg (Deutschland) geboren. Sie ist in Schönenwerd (SO) aufgewachsen. Nach dem Besuch des Vorkurses der Kunstgewerbeschule Zürich bildete sie sich zur Hochbauzeichnerin aus. Auslandaufenthalte führten sie nach Skandinavien, Wien und Mailand. Sie besuchte mehrere Weiterbildungskurse an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich von 1990-2002. Seit 2008 ist sie Mitglied des Schweizerischen Berufsverbandes für visuelle Kunst visarte. Sie lebt in Erlenbach (ZH).

Aufenthalt

04.07. - 19.09.2016

«steine sprechen, hügel sprechen»

Krista Pfister Kron wurde in Schwarzenberg in Deutschland geboren und ist in Schönenwerd (Solothurn) aufgewachsen. Sie besuchte mit sechzehn Jahren den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich und machte dann eine Lehre als Hochbauzeichnerin. Danach arbeitete sie an verschiedenen Orten. Auslandaufenthalte führten sie nach Skandinavien, Wien und Mailand. Mit ihrem Mann Stefan hat sie drei Kinder und unteressen sieben Enkel. Sie war Hausfrau, webte, malte und besuchte verschiedene Weiterbildungen an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie arbeitete auch mit Behinderten im Bereich Gestaltung. 2006 konnte sie mit ihrem Mann ein altes Schulhaus in Trub im Emmental kaufen, das beiden Atelier und vorübergehend auch Wohnhaus ist. 2014 waren sie für vier Monate im Atelierhaus der Visarte in Paris.

Nach Bedigliora kam Krista Pfister Kron ohne einen festen Plan, aber mit offenen Sinnen. Sie war fasziniert von dem schönen Atelierhaus, dessen Schlichtheit und Liebe zu den Details sie als Baufachfrau zu schätzen weiss. Auf den Spaziergängen in der Umgebung faszinierten sie vor allem die Steine: ihre Farben, Formen, ihre Adern und Linien. Sie fand zerbrochene Exemplare mit glatten Bruchflächen, die sich wie ein dreidimensionales Puzzle wieder zusammenfügen lassen. Sie blätterte in einem Buch der Bibliothek über keltische Schalensteine mit ihren Löchern und Rinnen, las Gedichte von Elsbeth Maag im Bändchen Unter der Steinhaut. Sie zeichnete und malte die Steine und ihre Bruchflächen. Die Umrisse wurden zu geometrischen Formen, die sie aus Bilderrahmen formte und mit Leinwand überzog. Sie bemalte die Leinwand mit Farben, die sie selbst anrührte, aus Ei, Leinöl und Pigmenten. Bei der Wahl der Farben inspirierten sie das Eisenoxyd des Steins, die Häuser, die Natur. Aus den drei monochromen Formen formte sie eine grosse Installation vor der grobkörnigen weissen Wand.

Es entstanden auch kleine Bilder mit verschiedenfarbigen Quadraten in Ölfarbe und Tempera, auch hier mit typischen Tessiner Farben. Die kleinen Quadrate sind locker aneinandergefügt, die Künstlerin arbeitet instinktiv, ohne den Willen zur Perfektion: Am Schluss kann es auch sein, dass es nicht aufgeht, dass halbe Quadrate das Bild auffüllen, oder der Gesamtumriss trapezförmig wird. So wirken die Arbeiten textil, man denkt an Gewebe. Die wiederholten Formen haben etwas Ruhiges, Meditatives. Besonders schön sind die zwei komplementären Bilder – dunkel und hell auf beige – mit den durchlaufenden Strichen und Punkten, die an eine Schrift erinnern. Linien durchziehen auch schlichte schwarze Flächen, einem Stein nachgedruckt. Ein Vorbild der Künstlerin ist Sophie Taeuber-Arp, deren Atelierhaus in Clamart sie von Paris aus besucht hat. An ihr bewundert sie die handwerkliche Vielfalt und Fertigkeit, gepaart mit einer hohen künstlerischen Sensibilität; die Gestaltung mit einfachsten Mitteln, nicht kleinlich sondern einfach und unprätentiös, grosszügig und schwungvoll.

Vielseitig ist auch Krista Pfister Kron – zu den Zeichnungen und Bildern gesellt sich eine wunderbare Arbeit mit Knopflochstichen. Die zwei Gestalten mit den Armen unter oder über dem Kopf sind so ausdrucksstark wie Figuren aus naher oder ferner Volkskunst. Da liegt auch eine Kette, mit Draht zusammengefügt aus gefundenen Scherben. Die Künstlerin experimentiert mit Hinterglasmalerei und ritzt Bilder in bemalte Glasscheiben: das Nietzsche-Haus in Sils im Engadin, aber auch der Junge, dessen Fotografie in der Casa Atelier steht. Er hiess Giovanni und starb mit zwölf Jahren. Krista Pfister Kron hat sein Grabmal in Bedigliora entdeckt.

Die längliche trapezartige Form, die oft wiederkehrt, kommt einerseits von den gefundenen Steinen, andrerseits aber auch von den Roccoli, denen sie hier nachging. Noch bis ins 20. Jahrhundert fingen die armen Leute dort für die Reichen mit Leimruten Vögel. Kein frohes Kapitel – doch die Steinhäuschen mit den Bäumen rundherum faszinieren die Künstlerin.

Krista Pfister Kron hört den Steinen, den Pflanzen, dem Wald und den Hügeln zu, wie sie „sprechen“. Was sie hört, verwandelt sie in Flächen, Farben, Linien und Formen und findet so, intuitiv und überzeugend, ihre eigene Sprache.

Bedigliora, 17. 9. 2016, Ruth Gantert