Irene Stelzer

Irene Stelzer ist Künstlerin und Kinesiologin. Sie lebt in Uster.

Fotos der Ausstellung (© Bruno & Eric Bührer)

Aufenthalt

01.07. - 01.10.2004

Irene Stelzer: Werke, die in Bedigliora entstanden sind

Mit selbst geschöpftem Papier baut die Künstlerin Seelenschiffe und zeichnet jeden Tag ein Selbstporträt.

Irene Stelzer, «Die Seelenschiffe», Papierskulptur, 2014

Foto: Lothar Müller

Liebe Gäste

Im Juli haben wir Irene Stelzer hier in Bedigliora besucht. Wir sind mit ihr in die Pergola gegangen – dort hat sie gearbeitet: ein Becken mit Papier-Lauge, ein Sieb zum Schöpfen. –    Ich habe dann auch zwei Papiere geschöpft. Mit diesem Papier in diesem Format hat Irene Stelzer ihre Arbeit hier gemacht. Ihre Ausdrucksform ist die Papier-Skulptur.

Sie geht von einem Gedanken aus und formt mit dem Material Papier ihre Geschichte oder Aussage dazu.

Irene Stelzer hat Dekorationsgestalterin gelernt. Sie war Dekorateurin bei ABM und Löw in Zürich und hat dann ihr eigenes Atelier für Gestaltung geführt. Seit dieser Zeit hat sie an verschiedenen Orten weitergelernt im Bereich plastisches Gestalten: An der Schule für Gestaltung in Zürich, an der F+F-Schule in Zürich, an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg. Vor gut zehn Jahren hat sie sich dazu entschieden, sich beruflich neu auszurichten: Sie hat sich aus- und weitergebildet im Körperarbeit und Integrativer Kinesiologie. Sie arbeitet jetzt etwa zur Hälfte mit Menschen im Bereich Integrativer Kinesiologie und als Künstlerin.

Für ihre Zeit in der Casa Atelier Bedigliora hat sie sich einerseits vorgenommen, ihre «Seelenschiffe» fertig zu machen, andrerseits hat sie (fast) jeden Morgen ein Selbstporträt, ein Bild von ihrem Gesicht, gezeichnet. Mich fasziniert diese Arbeit ganz und gar. Drei von ca. 60 dieser Porträts – das erste, das letzte und eines aus der Mitte – sehen Sie hier.

Es hat auch Papierarbeiten, die Irene Stelzer mit Pflanzen, Erde, Beeren von hier gefärbt hat.

Zu den Seelenschiffen: In dem Buch über die Lebensgeschichte von Marie Métrailler, «Die Reise der Seele. Der spirituelle Weg einer Bergbäuerin», hat Irene Stelzer hat einen Text entdeckt, der sie gepackt hat. Das Buch zeichnet den Lebensweg einer Walliser Bergbauerntocher auf, die in armen Verhältnissen aufgewachsen ist. Sie lernte weben und eröffnete in ihrem Dorf ein Stoffgeschäft.

Das Motto in diesem Buch, geschrieben von Edmond Gillard, hat Irene Stelzer zu ihrer Arbeit inspiriert: Es hängt hier, Maria-Sole Giovannoli hat es auf Italienisch übersetzt. Ich möchte es vorlesen:

«Es gibt Menschen, die spüren von hier aus die Länder des Jenseits auf, nehmen, vor allen andern, den Dunst neuer Zeitengestade wahr. Sie gehn auf die Suche nach der Zukunft, wie andere auf die Suche nach neuen Kontinenten gingen. Ihr Wort nur bringen sie zurück, vielleicht einen neuen Blick. Wer aber versteht ihre Augen? Mögen sie dich auch anstiften, auf jene Reise zu gehn – es muß dir, für eine solche Reise, die Seele als Schiff dienen, möchte ich sagen. Deine Seele muß aus dem Holz eines Hochseeschiffes sein und betakelt wie dieses. Ein schönes Schiff, ha!»

 

Anna-Barbara Züst, 18. 9. 2004